Im Schokolottchen werden Kinderträume wahr – auch für Erwachsene

Im Café Schokolottchen von Elke und Boris Fischer ist jeden Tag Kirmes! Ein vollwertiger Rummelplatz auf gerade mal 40 Quadratmetern: Mit einem echtem Karussell, Miniaturautos und Holzpferdchen zum rein- und draufsetzen, Bällebad und natürlich all den typischen Leckereien, die es sonst nur auf dem Jahrmarkt gibt. Fast alles wird vor Ort hergestellt: gebrannte Mandeln, Lebkuchenherzen mit Wunschbeschriftung, Liebesäpfel, belgische Waffeln, Crepes, Zuckerwatte und schokolierte Früchte. Im Sommer wird Kugeleis im Straßenverkauf angeboten, das Fischers Bruder in Brandenburg herstellt und mit Streuseln aus gebrannten Nüssen und Karamell verfeinert. Speisekarten gibt es nicht, der Gast bestellt direkt am Tresen anhand der angeschriebenen Gerichte, die fertigen Speisen werden an den Tisch gebracht. Zum weiteren Angebot gehören selbst gemachter Möhrenkuchen, Cheesecake und Cakepops sowie wechselnde Bistroangebote wie Flammkuchen, Hamburger oder Backkartoffeln mit Sauerrahm. Die Getränkepalette reicht vom bunten Slush-Trinkeis, über Kaffee- und Teespezialitäten bis zu Punch Bowle, Wein, Bier und Caipirinha, denn auch die Erwachsenen sollen im Schokolottchen auf ihre Kosten kommen. Die Ursache für das eingeschränkte Kuchenangebot ist eine Vereinbarung mit dem Café „Kuchenkultur“ ein Haus weiter: „Unsere Gäste können aus der größeren Kuchenauswahl von drüben auswählen und bei uns essen“, erklärt Boris Fischer, umgekehrt werden auch seine deftigen Speisen an die Kunden des Nachbarn verkauft.

Boris Fischer gehört in vierter Generation zur Berliner Schaustellerfamilie Edling-Fischer und betreibt neben dem Café auch einen Süßwaren- und einen Schießstand auf Berliner Volksfesten. Ehefrau Elke hat „von privat“ in die Schaustellerfamilie eingeheiratet, sie ist gelernte Hotelfachfrau und kam damals über einen Aushilfsjob zum Jahrmarkt, wo sie Boris kennenlernte. Das Schokolottchen, für das Elke verantwortlich zeichnet, haben sie vor fünf Jahren eröffnet, nachdem das Bezirksamt das Volksfest „Kreuzberger Festliche Tage“ nach über 60 Jahren eingestellt hat, auf dem sie bis dato einen Verkaufswagen betrieben. Unweit des ehemaligen Standplatzes, in der Großbeerenstraße, befindet sich nun das Schokolottchen. „Uns ist hier nichts zugeflogen“, sagt Elke Fischer, „wir haben lange nach bezahlbaren Räumlichkeiten gesucht und den Umbau selbst gestemmt, bis hin zum Aufmalen der Herzen im Gastraum.“ Deshalb konnten sie das Café aus Eigenmitteln finanzieren und mussten keinen Kredit aufnehmen. Das Bezirksamt macht es ihnen weiterhin nicht leicht, denn für die Nutzung der Fläche vor dem Café herrschen strenge Auflagen, die auch penibel überwacht werden. Weil der Bürgersteig hier vergleichsweise schmal ist, dürfen Fischers nur zwei Tischgarnituren, ein Spielauto und ein paar Kinderstühle auf ihrer Gehwegseite aufstellen. Weder eine übergroße Eistüte, noch ein Aufsteller, nicht mal eine Wimpelgirlande vom Baum zum Café sind zusätzlich erlaubt. Auch weil an Sommernachmittagen die Sonne die auf die Fläche scheint, sind die wenigen Außenplätze bei den Gästen sehr beliebt – einige mehr würden den Umsatz deutlich erhöhen.

Im Inneren des Kirmes-Cafés.

Benannt wurde das Lokal nach Töchterchen Lotta, die Schokolade über alles liebt und als kleines Mädchen meistens mit einem von Schokolade verschmierten Mund anzutreffen war. Ein reines Kindercafé will Elke Fischer allerdings nicht betreiben, sie legt Wert darauf, dass ihr Lokal ein Ort für jedermann ist, jung wie alt, aus allen Schichten – eben genau so wie ein Jahrmarkt. So treffen sich hier Eltern und Großeltern nachdem sie die Kleinen aus der Kita abgeholt haben, Schulkinder, die herumtoben und nebenbei Hausaufgaben erledigen, Senioren aus der Nachbarschaft, mit und ohne Hund, die den Trubel und die Lebendigkeit lieben und sogar der ein oder andere Szene-Kreuzberger, der sich an einem Lebkuchenherz oder einer in Barry Callebaut-Schokolade getunkte Banane am Stil erfreut – natürlich ironisch gebrochen. „Wir kommen hier schnell mit unseren Gästen ins Gespräch“, sagt Boris Fischer, „durch das Flair sind sie offener und gut drauf.“ Gerade ältere Kunden mache eine einfache Zuckerwatte glücklich, weil sie das an die Gefühle ihrer Kindheit erinnere. Zum fünfköpfigen Café- Team gehört auch Konditor Norbert, der bestellte Geburtstagstorten nach Kundenwunsch bäckt, dekoriert und sie – wie auch Lebkuchenherzen – mit grazilem  Federschwung beschriftet. In ihrem Lokal Geburtstagsfeiern für Kinder auszurichten, ist eine der vielen zusätzlichen Dienstleistungen, die das rührige Ehepaar Fischer anbietet. Daneben verleihen Sie ihre Jahrmarkt-typischen Arbeitsgeräte wie die Zuckerwattemaschine oder den pittoresken Standofen für Backkartoffeln und übernehmen Caterings bei Firmenevents, Hochzeiten und Dreharbeiten. Mit Dreharbeiten kennen sie sich inzwischen gut aus, denn das stimmungsvolle Ambiente ihres Kirmescafés wird gern als Kulisse genutzt. So drehten hier Filmteams Szenen für „Berlin Tag und Nacht“, „Anwälte im Einsatz“ oder „Mein Kind, Dein Kind“ und Nachwuchsschauspieler, von denen es in Berlin so viele und in Kreuzberg besonders viele gibt, nutzen die in Dunkelrot und Gold gehaltene Deko für Fotoshootings für ihre Set-Cards.

Zurzeit bauen sie einen abgetrennten Nebenraum für Kleinkinder aus, Für die jüngsten Gäste Zurzeit richten Fischers gerade einen abgetrennten Nebenraum für Kleinkinder ein, mit ruhigeren Spielmöglichkeiten wie Puppenküche und Bauklötzen. In naher Zukunft möchten sie zudem Frühstück anbieten und verstärkt süßes Catering für Hochzeiten anbieten. „Das Café rechnet sich schon“, sagt Elke Fischer, „aber reicht werden wir damit nicht.“ Auch diese Erfahrung dürften die Cafébetreiber mit vielen Schaustellern teilen.

schokolottchen.de
Großbeerenstraße 28D
10965 Berlin

Dieser Artikel erschein zuerst in der Allgemeinen Hotel- und Gastronomie-Zeitung. Jegliche Verwendung bedarf der Zustimmung des Autors.

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