Solanum-Festival: Gastronomen wollen Ernährungsbewusstsein schärfen

Zum zweiten Mal fand vom 25.-27. Mai das kulinarische Festival „Solanum“ in Rheinsberg im Norden Brandenburgs statt. „Unser Festival möchte Appetit machen auf eine Symbiose aus Stadt und Land“, sagt Organisatorin Kathrin Wagner. Dazu fanden zahlreiche Veranstaltungen statt wie ein interaktives Abendbrot, die Outdoor-Kochbox, eine kulinarische Schatzsuche mit Gewürzquiz, ein Gemüsekonzert und der Solanum-Markt der Köstlichkeiten, auf dem regionale Erzeuger ihre Produkte vorstellen. Gastronomisch begleitet wird das Festival von vier Restaurants, die sieben Tage lang ein Solanum-Menü anbieten, bei dem Nachtschattengewächse im Mittelpunkt stehen: Bereits  2016 waren die Restaurants „Zum Alten Fritz“ und der „Seehof Rheinsberg“ Teil des Festivals. Der Name des Festivals leitet sich von Nachschattengewächsen wie der Kartoffel (solanum tuberosum) ab. Die Kartoffel steht wie kaum ein anderes Gewächs für Brandenburg resp. Preußen, schließlich war es Friedrich II., der per Dekret den Anbau des Erdapfels in der preußischen Provinz Brandenburg anordnete und dadurch sein Volk vor Hungersnöten bewahrte. Friedrich II verbrachte seine Jugendjahre in Rheinsberg, in seinem Schloss und dem weitläufigen Garten finden einige der Veranstaltungen statt.
„Beim ersten Festival vor zwei Jahren kannte uns noch niemand“, erinnert sich Kathrin Wagner, „alle Händler waren Partner und Freunde von mir. Dieses Jahr sind fast alle wieder dabei und einige dazu gekommen, einfach weil die Resonanz so gut war.“ Den Gastronomen rief sie damals zu „Denk dir mal ein anspruchsvolles Gericht mit Nachtschattengewächsen aus!“, das könne man jedoch nicht von jedem Koch verlangen, sagt Kathrin Wagner. Aber die beiden Köche Jarno Weidauer und Daniel Pfeiffer hatten Lust, etwas kreatives abseits ihrer Abendkarten auszuprobieren und waren vom Zuspruch der Gäste positiv überrascht. Neu hinzugekommen sind Hannes Gautzsch mit seinem Veggi-Bistro „Grünzeug´s“ und Matthias Kleber vom Resort Mark Brandenburg in Neuruppin. „Wir machen da nicht aus wirtschaftlichen Gründen mit, sondern aus Überzeugung“, sagt Matthias Kleber, „denn die Idee hinter dem Festival gefällt mir extrem gut, weil es darum geht, das Ernährungsbewusstsein zu stärken“. In seinem Haus arbeite er seit acht Jahren daran, Partnerschaften mit regionalen Erzeugern aufzubauen und die ganze Zulieferkette für seine Gäste transparent und erlebbar zu machen, etwa durch Kochseminare für Erwachsene und Kinder oder ein eigenes Kulinarikprogramm. „Wir Köche bestimmen die Esskultur im Land“, sagt Kleber, „wir sind verantwprtlich dafür, was wir den Gästen servieren.“ Dieses Jahr finden sich unter anderem Hirschfilet mit Zucchini-Auberginen-Gemüse, Portweinsauce und Rosmarinkartoffeln für 24 Euro und Ruppiner Weidelammkarree mit Feige, Balsamico, Zucchini, Aubergine, Zwiebel und Annabelle-Kartoffel im Menü für 39€ auf der Festival-Karte. Das Bistro von Hannes Gautzsch offeriert unter anderem einen Bärlauch-Kartoffel-Burger mit Bärlauch-Crème fraîche und Kartoffelstroh für 7 Euro und soll damit das Angebot preislich abrunden.
Ein interaktives Abendbrot und Frühstücksfest wurden vom Berliner Food Research Lab Wild and Root durchgeführt. Deren kulinarisches Konzept soll den Umgang mit der Umwelt widerspiegeln, Bewusstsein für Herkunft und Heilkräfte der Pflanzen und ihre Zubereitung schaffen und neue Perspektiven auf das Esserlebnis ermöglichen. „Es gibt so viele kulinarische Festival und Events in Berlin mit Produkten aus Brandenburg“, sagt Linda Lezius von Wild & Root, „aber uns ist es wichtig, dass die Bewegung auch in die andere Richtung geht und wir die Menschen direkt an die Quelle der Lebensmittel bringen.“ Für die Menschen aus der Region, mithin dem Acker Berlins, sei es wichtig, das Potential der eigenen Produkte neu zu entdecken. Denn oftmals verlören Menschen die Wertschätzung für das, was vor ihrer eigenen Haustür wächst. Tatsächlich rechnet auch Organisatorin Kathrin Wagner mit einem Großstädteranteil von 60%, der Rest komme aus der Umgebung, also Brandenburg und südliches Mecklenburg-Vorpommern: „Ich  will nicht nur die Berliner erreichen, für die das ein netter Tagesausflug ist, sondern vor Ort Sensibilität für Lebensmittel schaffen.“
Plakat des 2. Solanum-Festivals in Rheinsberg.
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