Nie mehr bezahlen im Restaurant? Eine App ermöglicht Gästen Self-Checkout

Während die meisten Unternehmen ihre Kosten für Geschäftsreisen weitgehend optimiert haben, bleiben die Kosten für Geschäftsessen meist unbeachtet. Dabei machen sie laut einer Studie des VDA rund 14% der gesamten Spesen aus. Doch war das gastronomische Feld bisher zu fragmentiert und kleinteilig, als dass sich eine Gesamtlösung für Unternehmen finden ließ. Das vom Kassensystemanbieter orderbird und dem Spezialisten für Geschäftsreisenmanagement AirPlus International gegründete Start-up dine+Go schickt sich an, die Abrechnung von Geschäftsessen zu standardisieren.

Und das funktioniert so: wer ein Geschäftsessen durchführen möchte, sucht über die dine+go-App auf dem Smartphones ein teilnehmendes Restaurant in der Nähe. An der aktuellen Pilotphase nehmen 20 Restaurants teil, im Laufe des nächsten Jahres sollen daraus 60 bis 100 Partner werden, vor allem in den Großstädten Hamburg, Frankfurt und Berlin. Beim Betreten des Restaurants checkt die App den Gast automatisch ein. Er bestellt aus der normalen Karte und speist gemeinsam mit Geschäftspartnern wie jeder andere – zum Bezahlen bestätigt er in der App die dort aufgeführten Speisen und Getränke. Sollte der Gast die Rechnung nicht bestätigen, wird automatisch die Rechnung generiert und via App zugestellt, wenn er eine Stunde lang nichts mehr bestellt oder sich weiter als zwei Kilometer vom Restaurant entfernt.

Die Bezahlung erfolgt über eine im Profil des Gastes hinterlegte Kreditkarte oder das Airplus-Konto, wobei er zwischen dem beruflichen und dem privaten Profil unterscheiden kann. Denn grundsätzlich können auch Privatpersonen die App zum Bezahlen nutzen. Über die Verknüpfung mit dem Kalender des Benutzers werden der Anlass des Geschäftsessens sowie die Teilnehmer automatisch zum digitalen Bewirtungsbeleg hinzugefügt und durch Schnittstellen zu den gängigen Buchhaltungsprogrammen dorthin überspielt. „20% der Reisekostenrechnungen an Unternehmen sind nicht korrekt,“ sagt Ludovic Ciannarella, als Programmdirektor bei dine+go verantwortlich für Strategie, Wachstum und Finanzierung, „,häufig stimmt die Unternehmensbezeichnung nicht oder die Rechtsform ist nicht richtig angegeben.“ Der 49-jährige Franzose hat bereits am eigenen Leib erfahren, wie schwer es mitunter ist, in Deutschland in einem Restaurant mit Kreditkarte zu bezahlen. Entweder ist das generell nicht möglich, das Gerät defekt oder es kommt kein Verbindungsaufbau zustande.

Wer ein Geschäftsessen durchführt, tut deshalb gut daran, genügend Bargeld dabei zu haben, um die unangenehme Situation zu vermeiden, vor den Geschäftspartnern „zahlungsunfähig“ zu erscheinen. Gerade in der Mittagspause ist es ärgerlich, wenn der eilige Gast lange warten muss, bis der Kellner die Rechnung geholt hat, um am Tisch abzukassieren – durch die App entfällt dieser Schritt. Der Gastronom zahlt in der Einführungsphase pauschal 2% vom Umsatz mit der App für die Nutzung von dine+go, darin sind alle Kosten – auch die Kreditkartengebühren – enthalten. Ein zusätzliches Gerät ist nicht erforderlich, weil das Backend von dine+go in die Software von Orderbird integriert ist. Der Gastronom profitiert in mehrfacher Hinsicht: Durch die Listung in der dine+go-App werden mehr Menschen auf ihn aufmerksam, die komfortable App-Zahlung lockt mehr private und vor allem mehr Geschäftsgäste an, das Servicepersonal wird zeitlich entlastet, da der Bezahlvorgang vollständig automatisiert ist. Sogar auf ein höheres Trinkgeld kann der Gastronom spekulieren, denn die App bietet zwei verschiedene Trinkgeldstufen in Höhe von 10% und 15% an. „Die Erfahrung zeigt, dass der deutsche Gast in der Regel 10% Trinkgeld akzeptiert, wenn dies voreingestellt ist und auch der Eurowert angegeben ist“, sagt Ciannarella. Das sei in der Regel mehr, als die Beträge, die der Gast selbst durch Aufrunden ermittelt.

Zwei Hemmnisse, die App zu benutzen, haben die Macher der App bei potentiellen Kunden ausgemacht: Erstens, dass der Kellner die App nicht kennt oder nicht bedienen kann und zweitens, dass der Kellner dem Gast nachläuft, weil er glaubt, dieser habe nicht bezahlt. Um diese Sorgen zu entkräften, setzt der Anbieter auf Schulung des Service-Personals und auf ein eindeutiges Signal, das der Service an der Kasse erhält, dass ein Tisch via dine+go bezahlt hat. Der Kellner kann dann zum Tisch gehen und den Gast verabschieden. Außerdem ist eine Marketingkampagne geplant, bei der eine Incentivierung der App-Nutzung in Form von 5€-Gutscheincodes für Erstbenutzer geben wird. Die Möglichkeit, mit der dine+go-App in teilnehmenden Restaurants zu bezahlen, wird analog zu den Hinweisen auf Kreditkartenzahlung, auch durch Aufkleber im Eingangsbereich angezeigt. Es bleibt abzuwarten, ob es dine+go gelingt, innerhalb kurzer Zeit zu einer der maßgeblichen Bezahlplattformen in der Gastronomie zu werden, damit sie vom Netzwerkeffekt profitieren. Denn sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen, die mehrmals erfolglos nach einem passenden Restaurant in ihrer Nähe gesucht habe, werden die App schnell wieder von ihrem Smartphone löschen. Aufgrund der komplementären Kundenstruktur von orderbird und AirPlus besteht durchaus die Chance, dass die Idee vom schnellen Self-Checkout via App Wirklichkeit wird.

Dieser Artikel erschien zuerst in der http://www.ahgz.de

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