Vor gut einem Jahr eröffneten Sascha Gechter, Oskar Kan und Nizar Rokbani das Schulz Hotel am Berliner Ostbahnhof als Mischung aus Hotel und Premium-Hostel. Grundsätzlich seien Konzept und Philosophie dahinter voll aufgegangen, sagt Nizar Rokbani, im Gründertrio zuständig für Operations, Vertrieb und Marketing. Das Publikum sei so vielfältig, wie sie es sich gewünscht haben: „Bei uns vermischen sich die Menschen, wir haben Familien, Young Professionals, Bildungsreisende und so weiter. Unser Hotel ist wirklich für alle – aber nicht für jeden.“ Die langjährige Erfahrung mit den zuvor gemeinsam geführten Meininger Hotels sei ihr großer Planungsvorteil gewesen.
Doch im Live-Betrieb des neuen Hotels gab es auch Unvorhergesehenes, mit denen sie trotz der vorhandenen Erfahrung nicht gerechnet haben. So wurden sie von der Dynamik der vielen Menschen überrascht, die sich bei einem derart großen Haus mit über 1000 Betten ergibt. Wenn sich so viele Gäste innerhalb der Lobby, zum Frühstücksbereich oder zum Aufzugsbereich bewegen, dann entstehen Nadelöhre. „Wir haben eine Shoppingcenter-Analyse gemacht und angeschaut, wie man Ströme besser lenken kann“, sagt Rokbani. Im Ergebnis wurden zusätzliche Durchgänge geschaffen, etwa indem Notausgänge dauerhaft geöffnet und die Frühstücksflächen im Außenbereich erweitert wurden. Außerdem werden mit Gruppen über 12 Personen jetzt feste Frühstückszeiten vereinbart. Dadurch wird der Frühstücksraum gleichmäßiger ausgelastet und der Service kann die Tische vorab mit Kaffee, Saft, Wasser und Brötchenkörben bestücken, wodurch ein Teil der Wege der Gäste zum Büffet entfällt. „Die Gruppen haben dadurch den Vorteil, zusammen sitzen und gleichzeitig aufbrechen zu können, weil sie einen Anreiz haben, pünktlich beim Frühstück zu sein“, erläutert Rokbani. Manche Betreuer von Schulklassen seien daher dankbar für die Einteilung des Frühstücks in feste Zeitfenster. Der Preis für die Teilnahme am Frühstücksbüfett ist dabei für alle gleich und liegt nach wie vor bei 9,50 Euro.

Auch bei den Checkin und Checkout-Prozessen musste das Schulz Hotel nachsteuern. „Bei einem schnellen Wechsel von den Business- zu den Leisure-Gästen von Freitag auf Samstag ergab sich eine riesige Schlange an der Rezeption“, sagt Rokbani, „deshalb bauen wir für diese Spitzen mobile Checkin-Counter auf und stellen zusätzliches Personal bereit.“ Zudem sollen die Gäste stärker zur bargeldlosen Zahlung angeregt werden, um den Chackout zu beschleunigen. Auch der Self-Checkin der Gäste soll stärker befördert werden. Allerdings gestaltet sich die digitale Schlüsselkarte als komplexe Herausforderung angesichts der Einzelbelegung von Betten in Mehrbettzimmern. „Da wir sowohl Zimmer als auch einzelne Betten verkaufen und die Gäste in einem Zimmer verschiedene An- und Abreisetage haben können, benötigen wir eine riesengroße Matrix, um das im Property Management System richtig abzubilden.“
Bei der Preisgestaltung waren die drei Hotelgründer überrascht von der Volatilität der Schwankungen nach oben. „Wir haben unterschätzt, welches Potential in den Messen liegt und haben da die Preise ursprünglich zu niedrig angesetzt“, sagt Rokbani. Außerdem erfreulich für die Betreiber: Die eigentlich für Schulklassen konzipierte Schulz-Arena im Erdgeschoss, die wie ein rough-urbaner Sportplatz gestaltet ist, wird von Unternehmen stark für Meetings und Recruiting-Veranstaltungen nachgefragt. Offenbar besteht in der Hauptstadt großer Bedarf an ungewöhnlichen, nicht zu großen Konferenzräumen. Die unmittelbare Nähe zu Ostbahnhof, Mercedes-Platz und zahlreichen Veranstaltungsorten tut trägt ihr übriges dazu bei. „Jetzt, nachdem wir einen Prototyp haben, möchten wir erst recht expandieren“; sagt Rokbani, „der Markt ist hochdynamisch…“ Bei den nächsten Häusern soll allerdings der Frühstücksraum von Anfang an größer konzipiert und die Anzahl der Vierbettzimmer erhöht werden. Konkret gibt es für Berlin einen weiteren Standort, aber noch keinen Mietvertrag. Wien ist ebenfalls in Verhandlung so wie auch Stuttgart.