„Als wir vor zehn Jahren anfingen, hätten wir uns nicht träumen lassen, dass es einmal so gut funktionieren würde“, sagt der Geschäftsführer des Spargelhofs, Malte Voigts. Der Agrar-Ökonom aus der Lüneburger Heide übernahmen den LPG-Nachfolgebetrieb 2007, als dieser noch von Insolvenz bedroht war. Damals hat Voigts intensiv darüber nachgedacht, wie die zukünftige Ausrichtung des Hofs aussehen könnte. „Weil die Böden so sandig sind und der Anbau von Weizen, Roggen oder Silomais nur geringe Erträge einbringen würde, sind wir auf Spargel gekommen“, erinnert er sich. Die Lage vor den Toren Berlins ist perfekt für einen Standort für ein Ausflugslokal, um Spargel direkt an der Verbraucher zu vermarkten. Zunächst rechnete Voigts damit, den meisten Spargel über den Lebensmitteleinzelhandel zu verkaufen, aber inzwischen gehen nur noch rund 20% der Ernte an den Handel, mit 75% der größte Teil wird an 160 eigenen Verkaufsständen in Berlin und Brandenburg sowie im Hofladen verkauft, die übrigen 5% finden in der hofeigenen Gastronomie Verwendung. Sogar einige Berliner Top-Restaurants wie der Grill Royal oder Klärchens Ballhaus ziehen den Kremmener Spargel inzwischen dem bekannteren Beelitzer Spargel vor.
„Dieses Jahr war es lange sehr kalt, alle haben wir auf den Spargel gewartet“, sagt Beate Gebauer, auf dem Spargelhof zuständig für Marketing und Presse, „aber dann kam mit dem schönen Wetter schlagartig alles in großen Mengen: Der Spargel und die Besucher.“ Der Personalbedarf setzte also gleich an zwei Stellen massiv ein: Für das Spargelstechen wurden Erntehelfer benötigt und in den beiden Restaurants mit rund 750 Sitzplätzen Köche und Servicekräfte. Die Belegschaft des Spargelhofs wächst dann binnen weniger Tage von 50 ständigen Mitarbeitern auf 600 Voll- und Teilzeitkräfte. Am beliebtesten bei den Gästen ist die Kombination Spargel mit Schnitzel, Kartoffeln und Sauce Hollandaise für 16,95€ im SB-Restaurant „Der LandWirt“ bzw. für 17,95€ mit Bedienung im Zeltrestaurant „StangenWirt“. Der Durchschnittsbon liegt bei 20€. Das SB-Restaurant wurde extra geschaffen um die Besucherströme besser zu verteilen. Hier gibt es nur das Klassikergericht sowie Kaffee, Kuchen und Kaltgetränke, damit es schnell geht.
Trotzdem hat der Kremmener Spargelhof mit vielen negativen Bewertungen in Social Media zu kämpfen, meist geht es dabei um lange Wartezeiten oder um die Fähigkeiten des Service-Personals. Die Teamleiter sind dabei fest angestellte Gastronomie-Profis, aber die breite Masse ungelernte Kräfte, viele Schüler und Studierende. Zwar gäbe es zum Saisonstart gibt es für alle Schulungen mit entsprechenden Unterlagen und Checklisten, die sogar unterschrieben werden müssen, erklärt Beate Gebauer, „aber klar ist auch, dass es am Anfang immer etwas hektisch zugeht.“ Gerade wenn es zu den Stoßzeiten sehr voll ist, passieren auch mal Fehler. „Aber die allermeisten Gäste reagierten verständnisvoll, wenn es mal zu längeren Wartezeiten kommt“, sagt die Agraringenieurin und Wirtschaftskauffrau, „schließlich ist der Kremmener Spargelhof kein 5-Sterne-Lokal, sondern ein saisonales Ausflugslokal.“

„Die Kommentare in den sozialen Medien vermitteln mir sofort ein Gefühl, wie das Wochenende gelaufen ist“, sagt Gebauer, „und weil alles öffentlich ist, muss ich zeitnah auf Kritik antworten.“ Nach einem stressigen Wochenende mit bis zu 10.000 Besuchern benötigt sich jeden Tag eine Stunde für die Beantwortung von Kommentaren auf Facebook, Google und anderen Portalen. Um Probleme schon abzufangen, bevor sie online sichtbar werden, legt Gebauer auf allen Tischen Feedback-Bögen aus und fragt darin erstens ab, ob die Gäste zufrieden waren und zweitens, wie sie vom Spargelhof erfahren haben. Das dient gleichzeitig der Erfolgskontrolle ihrer Werbemaßnahmen. Unter anderem Schalten Sie Anzeigen in regionalen Printmedien und präsentieren das Wetter bei zwei Berliner Radiosendern. Daneben läuft viel Werbung über die Verkaufsstände für den Spargel: „Das sind die besten Multiplikatoren“, sagt Gebauer, „denn der Kunde, der dort Spargel kauft, hat Interesse zu erfahren, wo das Produkt herkommt.“ Die rund 5.000 Abonnenten Ihres Newsletters erhalten zu Saisonbeginn den Veranstaltungskalender für das ganze Jahr als PDF sowie Hinweise auf neue Attraktionen und Angebote.
Bisher wächst die Zahl der Besucher jährlich um 15% und jedes Jahr gibt es etwas neues. Um die Besucher besser zu verteilenden und ihnen zu jeder Jahreszeit etwas anbieten zu können, sind zum Spargel Heidelbeeren im Sommer, Kürbisse im Herbst und Gänse im Winter dazu gekommen. Im angeschlossenen Hoflanden gehören neben vielen Spargelprodukten (darunter so exotische Sachen wie Spargellikör oder Spargelgeist) auch Marmeladen, Süßigkeiten und Geschenke zum Angebot. Außerdem werden Blumen zum Selbstabschneiden angeboten, es warten ein Kletter-Parcours, ein Riesen-Hüpftrecker sowie ein Streichelzoo auf kleine Besucher und seit neustem öffnet an Wochenenden noch ein Eispavillion. Spargeleis ist aber nicht im Sortiment.
Dieser Artikel erschient zuerst in der http://www.ahgz.de